Artikel: Liebeserklärung an ... – Erinnern und Vergessen:rose[ Kolumne ]
21.07.2004  |   Klicks: 4733   |   Kommentare: 9   |   Autor: kroko
Liebeserklärung an ... – Erinnern und Vergessen:rose
Warum erinnern wir uns eigentlich an die Vergangenheit, aber nicht an die Zukunft, fragt der berühmte Physiker Stephen Hawking nachdenklich. Ich wäre manchmal schon froh, wenn ich mich noch an die Ereignisse der Fete des Vorabends erinnern könnte.
Wie es ist, mit Dir zusammenzusein, das werde ich allerdings nie vergessen.

Du neben mir. Der Moment davor, und der danach.

Dein wunderbarer Fuß liegt aufgedeckt neben uns.

Ich liebe Dich.
Es ist mehr. Mir ist klar geworden, Du bist die einzig richtige Frau für mich.

You are the one.

Und darum werde ich sie Dir stellen müssen, die „eine Frage“, die noch fehlt zu unserem Glück.
Ich möchte auf die Knie fallen und Dich fragen.

Nie hätte ich gedacht, in diese Situation zu kommen – die klassische Situation, bekannt aus Film, Funk, und Sitcom.

Du, Rose. Jedes Blatt an Dir ist schön.
Ich will sie nicht bis ins Detail zerpflücken, ungezählte Berührungspunkte zwischen uns.
Du kennst den Unterschied zwischen Monet und Manet. Visionen des Hieronymus Bosch bereiten Dir schlaflose Tage. Lernst im Studium mit Mnemo-Techniken – genau das fehlt mir. Umberto Eco nennst Du Semantiker, zitierst ganz nebenbei den letzten Satz aus dem Namen der Rose auf Latein: „Stat rosa pristine nomine, nomina nuda tenemus.“

Mein Stichwort. Und ich traue mich immer noch nicht, Dich zu fragen.

Halte mich fest am Rockzipfel Deiner Seele, den du verführerisch vor mir baumeln lässt. Du bist das, auf das ich gar nicht mehr gewartet habe.

Das Gefühl, wenn alles Glück im Innern zusammengehalten, kurz vorm Zerspringen ist, Herumspringen und Liedersingen; das Leben altväterlich an mich herantritt; mir aufmunternd einen Klaps gibt. Sei ein Mann, Du Memme.
Wie viele Worte werde ich brauchen? Vier? Reicht eines? Doch hundert?

Tausend Termiten kribbeln, als Du Deine Beine, die mich eben noch umschlungen, an mir vorbeischmiegst.
Schwingst mit beiden Beinen aus unserer warmen Zweisamkeit über die kalte Bettkante; knickst damit zwei Fragezeichen.
Ich hätte, als Du noch schliefst, zum Blumenhändler schleichen und Dich beim Aufwachen mit hundert Rosen bedecken sollen ... Dann wäre es einfacher.

Du stehst auf und ich betrachte Deinen charmanten Po. Allein das Grund genug, endlich zu fragen. Oder ist die beste Gelegenheit schon verpasst?

Ich will es wissen!
Als ob ich Dich schon seit jeher, Alpha über Omega, kennen würde. Eine schöne Illusion, die Ewigkeit. Liebe und Erinnerung währen ewig, heißt es. Schön wär’s.

Du bist Dir sicher, dass die Mondlandung keine Lüge war, obwohl Männer doch sonst immer lügen, und sagst im Bett Worte wie, „gehen Sie zurück auf Impulsantrieb“, wenn Du mich auf sanfter schalten möchtest.
Solche Hüften wie die Deinigen sollten Blumenschmuck bereift Aloha wippen. Lass uns nach Hawaii fliegen und dort unser neues Leben beginnen.

Du drehst mir Deinen Rücken zu und streifst Dir Dein weißes T-Shirt über.
Glaub mir, das würde ich gerne jeden Morgen sehen.
Ist es jetzt nicht schon fast zu spät, noch zu fragen, wenn Du gerade am Gehen bist?

Deine Schultern ziehen sich wohlig zusammen, als Du mir einen Kuss gibst. So wie sie gestern Abend zuckten, als ich Dich fragte, ob wir tanzen wollen - „warum nicht?“ Wir tanzten inmitten Menschenmassen, und fühlten uns dennoch, als wären wir unsere eigene zweisame Insel.

Du gehst zur Tür und Deine süßen Lippen sagen: „Es war sehr schön, vielleicht sehen wir uns ja mal wieder?“ Und lächelst über beide Wangen.

Jetzt! ist die letzte Gelegenheit, Dich nach Deinem Namen zu fragen.

Ich mache weiterhin das, was Männer am besten können, wenn sie klare Worte finden sollten. Ich schweige.

Und Deine Augen – Sterne - blicken zunächst verwundert, dann enttäuscht. Sterne, die vom Himmel stürzen und für immer verglühen.
Wie alle Frauen bist Du in den ungünstigsten Momenten telepathisch begabt.
„Du weißt nicht mal mehr meinen Namen“ sagst Du, mit einem Unterklang, der mir sagt, dass Du die Antwort weißt.

Tausendmal wollte ich Dich im Verlauf des wunderbaren Abends, der Nacht, des Morgens nach Deinem Namen fragen.

Als wir uns gestern Abend auf der Fete kennen gelernt haben, hast Du ihn mir kurz gesagt.

Irgendwann, als wir schon in Gespräche und Blicke vertieft waren, fiel mir auf, dass er mich nicht mehr einfiel. Dein Name. Du.

Deine Haare wehen wild, als Du dich abrupt umdrehst.

Die Tür fällt ins Schloss und Du bist weg.




Seitdem schlage ich jeden Morgen die Augen auf, und Du bist das Erste, an das ich mich erinnere, noch bevor ich weiß, wo und wer ich bin.
Schmerzhafter als die schlimmsten Zahnschmerzen: Erinnerungen.


„Die Rose von einst steht nur noch als Name, uns bleiben nur nackte Namen.“
(Bernhard von Morlay - Umberto Eco, Der Name der Rose, letzter Satz)
 
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9 Kommentare zu diesem Artikel
21.07.04, 14:09 Uhr #1 von Olle
@kroko
21.07.04, 14:49 Uhr #2 von kleinerPrinz79
namen sind doch wie schall und rauch... weiter so kroko!
Dieser Eintrag wurde 1 mal editiert, zuletzt 21.07.04, 14:49 Uhr
22.07.04, 02:28 Uhr #3 von SodaF
^^dito:
aber, ich frage mich gerade, welches Ereignis den Anlass zu diesem Text gegeben hat?
22.07.04, 08:33 Uhr #4 von Salas
auch ich bin dafür, dass sich jede frau, die umberto eco zitieren kann, statt eines arschgeweihs sich ihren namen über den hintern tätowieren lassen sollte

@kroko:
23.07.04, 15:08 Uhr #5 von lerka
den autor von diesem aufsatz hätte ich gerne kennengelernt
die geschiechte ist sehr glaubwürdig...
28.07.04, 18:35 Uhr #6 von ZakMcKracken
eine rose ist eine rose ist eine rose sehr schön
30.07.04, 01:50 Uhr #7 von Mister_Crac
Ob sie wohl noch *seinen* Namen wußte?
Und warum man eigentlich sofort im Bett landen muß, wenn das Interesse offensichtlich über einen One Night Stand hinausgeht, ist mir ehrlich gesagt nicht so ganz klar...
30.07.04, 18:08 Uhr #8 von Metamorphose
da sieht man mal wieder alle gehen in den sh und hoffen das selbe zu erleben tja komische sache aber spaßig für den ein oder anderen ich bin auch mal den ganzen tag mit ner frau rumgelaufen und wußt net wie se heißt
24.10.04, 12:25 Uhr #9 von Ick
Liebe - Liebe - Liebe...
eigentlich die schönste Sache auf der Welt...

@kroko: Es ist nie zu spät
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