Artikel: Gentleman: Der Grund für Jahs Zweitwohnsitz in Köln[ Musik ]
27.11.2007 | Klicks: 4464 | Kommentare: 2 | Autor: Kawakazee
Gentleman: Der Grund für Jahs Zweitwohnsitz in Köln
Gentleman ist mittlerweile ein Innbegriff für Reggae aus Deutschland und international bekannt. Der Ausnahmekünstler aus Köln zeigte im Mannheimer Maimarktclub, dass nicht nur Rastafari aus dem Land der grünen Brille den Vibe in Vollendung an den Mann bringen können, sondern auch Künstler unserer Sphären mit Reggae- Flavours rocken ja, richtig: rocken! können.
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28.11.07, 14:14 Uhr
#1 von Chilliarch
noch ne review und weitere fotos...
http://www.regioactive.de/story/5966/gentleman_auf _another_intensity_tour.html
04.12.07, 14:11 Uhr
#2 von Linguist
das kann man besser machen:
Wie schafft man es, als Deutscher in Jamaikas Hauptstadt Kingston vor 30.000 Menschen zu spielen und als weißer Reggaekünstler unter den Rastafaris anerkannt zu werden? Der Kölner Tilmann Otto kann mehr als nur ein Lied davon singen, und tat das auch bei seinem Auftritt im Mannheimer Maimarktclub. Unter dem Künstlernamen Gentleman wurde der 32-Jährige zum ersten Reggae-Exportschlager Deutschlands. Inhaltlich gesehen ist Gentleman mit Xavier Naidoo vergleichbar. Beide sind sehr religiös, ohne wirklich fromm zu leben, und erheben ihren Gottesglauben zum nahezu einzigen Thema ihrer Texte. Schon wenn man sich die Trackliste eines beliebigen Albums ansieht, springen einem eine Vielzahl von Jahs, der dem Judentum entlehnten und ermüdend oft gepriesenen Rastafari-Gottheit, um die Ohren. Jah verändert alles, irrt sich nie, ist der Gebieter, die Reise zu Jah, Jah-Jah in deinem Leben, heißt es da sinngemäß übersetzt. Eine unreflektierte Übernahme des religiösen Gedankenguts kann man Gentleman trotz aller textlichen Einsilbigkeit nicht vorwerfen. Denn dass Jah aus Jamaika auch entschieden etwas gegen Schwule hat, findet in Gentlemans Texten Gott sei dank - keine Erwähnung. Im Kontrast zu einigen seiner Vorbilder vertritt Otto ein Lebenskonzept totaler Toleranz, Ehrlichkeit und Selbsttreue. Die inhaltliche Komponente aber tritt ohnehin weitgehend in den Hintergrund. Nicht nur aufgrund der schwer verständlichen Kreolsprache Patois, die Gentleman nach zahlreichen Besuchen seiner zweiten Heimat sehr gut beherrscht. Die Melodie macht die Musik. Für viele der größtenteils jugendlichen Fans bieten die eigenartig leichten, eingängigen und bekömmlichen Arrangements der hervorragenden Far East Band eine saubere Projektionsfläche. Anders gesagt: Viele verstehen nur Bruchteile und ergänzen dies durch eigene Assoziationen, für die in Gentlemans Lyrik ohnehin viel Raum bleibt. Sogar in der völlig charmelosen Fabrik-Atmosphäre des Maimarktclubs kommt mit Hilfe warmer Lichterfarben und durchweg harmonischer Sandstrand-Melodien ein wenig Reggae-Feeling auf. Gentleman selbst trägt Unterhemd zu Wollmütze und verbindet so auf subtile, wahrscheinlich unabsichtliche Weise seine geographische und seelische Heimat in seinem Outfit. Sein geschmackssicherer Soundtrack zum Sommerurlaub bereitet trotz wie immer leicht erkälteter Stimme gerade im beginnenden Winter warme Gedanken. Bei schnelleren Stücken wie dem wütend gerappten Leave Us Alone kann man schwer ins Schwitzen geraten, bevor zum vertonten Glaubensbekenntnis Send A Prayer wieder die Feuerzeuge geschwungen werden. Überraschung, Weiterentwicklung oder gar Innovation hatten Gentleman-Kenner gar nicht erst erwartet, die anderen hofften vergebens. Never change a winning team ist die Devise des rechtschaffenen Raggamuffins, und wird gnadenlos auch auf Texte, Musik und Live-Konzept angewendet. So wird der Weltenbummler dem Stigma einer besseren Hintergrundsmusik niemals entkommen. Selbst, wenn er es wollte.
Dieser Eintrag wurde 1 mal editiert, zuletzt 04.12.07, 14:11 Uhr
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