Artikel: Auf der Suche nach Kaffee - und andere Herausforderungen[ Film ]
14.11.2012  |   Klicks: 3411   |   Kommentare: 0   |   Autor: Dite
Auf der Suche nach Kaffee - und andere Herausforderungen
Jan-Ole Gersters mehrfach ausgezeichneter Film "Oh Boy" mit einem überragenden Tom Schilling...
"Kennst du das, wenn man so das Gefühl hat, dass die Menschen um einen herum irgendwie merkwürdig sind? Aber wenn du ein bisschen länger darüber nachdenkst, dann... dann wird dir irgendwie klar, dass vielleicht nicht die andern, sondern dass man selbst das Problem ist?"

Ein Satz, in dem sich jeder sicherlich von Zeit zu Zeit wiederfinden kann. Oftmals in den Zeiten, in denen das Leben gar nicht so einfach verläuft und man sich fragt, ob man überhaupt zur restlichen Masse passt. Leicht depressiver Gedanke vielleicht, doch die meisten von uns finden dann auch wieder ihren Platz in dieser.
Nicht so Niko (Tom Schilling). Bei ihm scheint alles aus dem Ruder zu laufen: Sein Jurastudium hat er geschmissen, mit seiner Freundin ist Schluss, den Führerschein hat er wegen Alkohol am Steuer abgenommen bekommen, das Bankkonto sieht nicht gerade rosig aus. Sein Leben tröpfelt so vor sich hin.

"Oh Boy" gewährt Einblick in einen Tag von Niko, durch den er sich mehr schlecht als Recht (und auch immer wieder andere skurrile und kaputte Gesellen treffend) durchschlägt – immer wieder auf der Suche nach Kaffee, welcher nach und nach zu einer wunderbaren Metapher wird. Ebenso wie die Geschichte Berlins, die immer mal wieder einfließt.

Bisweilen ertappte ich mich dabei, mich selbst in Niko wieder zu finden. Und im gleichen Moment will man ihn nur packen, schütteln und wieder auf den rechten Pfad bringen. "OH BOY!!"
Die brillanten Dialoge lassen einen kein einziges Mal das Gefühl aufkommen, irgendetwas stimme hier nicht. Und Zwischendurch, immer mal wieder, ein paar mir bekannte Ecken aus Berlin zu sehen, hat das Ganze nur noch realistischer gemacht.

Mit knapp 13 Jahren war ich dank "Crazy" so sehr in Tom Schilling verknallt, dass ich immer mit verfolgt habe, was er derzeit so macht und dreht. Die Verliebtheit ist mittlerweile (ein bisschen ) abgeklungen und dennoch verfolge ich immer noch seine schauspielerische Karriere, da er in meinen Augen ein grandioser Schauspieler ist.

Und auch in "Oh Boy" hat er mich wieder völlig in seinen Bann gezogen und nicht eine Sekunde enttäuscht. Er spielt die Rolle des Nikos so glaubhaft, dass ich mich teilweise fragen musste: "Tom, gehts dir gut?" und ihm seine Rolle mehr als abgenommen habe. Zu Unrecht ein Schauspieler, der in den letzten Jahren nur in Polizei-Tatort-Fernsehserien zu sehen war. Mister Schilling, welcome back! Meiner Meinung nach seine beste Leistung!
Und nicht umsonst mehrfach dafür ausgezeichnet.

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Fazit
Der Film ist nicht Mainstream. Der Film ist anders. Es geht wieder um den Menschen an sich und den inneren Kampf und das Klarkommen mit sich selbst. Die Metaphern sind wunderbar, der Film ist mehr als durchdacht. Er wird nicht langweilig und trotz der depressiven, beklemmenden Grundstimmung muss man bisweilen Schmunzeln. Eine feine Balance zwischen Dramatik und Komik.
Ein Film über dessen Ende man erst einmal nachdenken muss, bevor man es versteht. Und vermutlich ein zweites Ansehen keinesfalls verkehrt ist.

Wer noch eher auf die Filme steht, die leider viel zu wenig Beachtung geschenkt bekommen, weil nicht Special Effects und Knallharte Action überzeugen, der ist hier genau richtig. Nicht nur Tom Schilling Fans.
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