Artikel: Nacktputzen, Neidanfälle und Behördenwahnsinn[ Kolumne ]
30.05.2012  |   Klicks: 4863   |   Kommentare: 6   |   Autor: Uzi
Nacktputzen, Neidanfälle und Behördenwahnsinn
Über etreme Vorpraktikumserfahrungen...
© Uzi
Innerhalb der letzten drei Wochen habe ich so viele überraschende Eindrücke über Gott und die Welt gewonnen, wie schon lange nicht mehr. Da bin ich tatsächlich wie aus einem Dornröschenschlaf unsanft aufgeweckt worden. Die meisten Eindrücke kennen wahrscheinlich die meisten von euch, weil sie es auch schon mal erlebt haben, und diejenigen, die solche Erfahrungen noch nicht gemacht haben, seien vorgewarnt: Eine Zusage für ein Praktikumsplatz kann echt viele tückische Erlebnisse mit sich bringen.

Doch beginnen wir am Anfang. Um alle notwendigen Punkte für den Bachelor Abschluss zu bekommen, muss man auch ein Praktikum (von mindestens sechs Wochen) absolvieren - das ist in der Prüfungsordnung so vorgeschrieben. Gesagt getan, man bewirbt sich bei unzähligen Unternehmen, meist mindestens ein halbes Jahr im Voraus. Die Firmen müssen ja schließlich alles koordinieren. Die Studenten sind ja spontan lebig, deshalb ist es auch egal, wenn nach fünf Monaten von den 25 rausgeschickten Bewerbungen man noch nicht mal alle Antworten zurückbekommen hat. Haben es doch manche Unternehmen frühzeitig geschafft einen zum Vorstellungsgespräch einzuladen, dann hat man echt schon die halbe Miete. Den Jackpot hat man definitiv abgeräumt, wenn man die Chance bekommt, bei seinem Traumarbeitgeber ein Praktikum zu absolvieren.

Genau diesen Jackpot habe ich vor drei Wochen abgeräumt und damit hat der ganze Irrsinn angefangen. Schließlich waren es nur noch sechs Wochen bis zum Praktikumsbeginn und verdammt viel zu tun. In meinem Fall: Hiwi-Job kündigen und die notwenigen Stunden bis Monats-und Vertragsende abarbeiten. Auf den Vertrag des Pratikumsarbeitgebers sehnsüchtig warten, damit man es dann sicher der ganzen Welt erzählen kann, der aber erst nach gefühlten hundert Jahren kommt. Natürlich sich auf die kommenden Klausuren vorbereiten, die man noch davor mit links erledigen muss. Die ans Herz gewachsene Redaktion, für die man schreibt weiter vorantreiben. Die Freizeit natürlich auch nicht vergessen - schließlich lockt der Sommer mit all seinen Vorzügen. Ach ja, und vor allem ein verdammtes WG-Zimmer finden auf dem schlimmsten Wohnungsmarkt Deutschlands, noch bevor das Praktikum beginnt.

Jetzt ist es mehr oder weniger Halbzeit und ich muss gestehen: Auf meiner "To-Do-Liste" konnte ich in der Tat viel zu wenig Punkte durchstreichen. Das liegt wohl daran, dass man ständig Steinchen auf dem Weg zum Ziel wegräumen muss - und dabei sollte einem die Puste echt nicht ausgehen. Vor allem ärgerlich, wenn man mit manchen nicht gerechnet hat. Doch meine drei liebsten Erlebnisse möchte ich nun mich euch teilen. Damit erhoffe ich mir auch eine kleine Runde Mitleid.

Den Behördenwahnsinn erlebt man in Deutschland Tag für Tag und er wird komplizierter, gerade dann, wenn man überhaupt das nicht braucht. Ein Anruf bei der Krankenkasse, einen beim Land Baden-Württemberg und zur Krönung noch beim Finanzamt - dann reicht es auch für den ganzen Tag. Denn ich muss gestehen, dass ich noch in der besten Wohngemeinschaft namens Familie wohne und somit bis jetzt der Behördenwahnsinn mich kaum berührt hatte. Jetzt trifft er mit aller Wucht. Also falls ihr super Insider-Tipps habt bezüglich "Wie klaut mir der Staat weniger Kohle, die ich brauche", dann bitte immer her damit.


Die Neidanfälle habe ich leider auch erlebt. Dachte immer man würde sich mit Freunden immer freuen - doch des Menschen Neid hat keine Grenzen. So kam es, dass manche es mir nicht gönnen wollten, die Traumstelle bekommen zu haben ohne Vitamin B. Vor allem, weil es mein ersten richtiges journalistisches Praktikum ist und gleich bei einem großen Unternehmen. Dafür freuten sich manche, von denen ich es nicht erwartet hatte, überirdisch für mich. Tja, jetzt nach der aktuellen Freunde-Bestandsaufnahme kann ich nur sagen, da habt ihr wohl zu Unrecht mich immer belächelt wegen der Redaktion hier. Und wie Oma so schön sagte, "Von nichts kommt nichts, Kind".

Die schrillsten Erlebnisse hatte ich aber im world wide web bei der WG-Zimmer Suche. Ich glaube, ich könnte schneller einen Kerl für eine Sommerromanze finden, oder eine Karriere als Nacktputzerin starten, als ein blödes einfaches möbliertes Zimmer zur Zwischenmiete finden. Was man da alles für zweideutige Angebote findet bei der Suche- meine Güte! Klar, weise ich nicht die besten Bedingungen für die Suche auf, da ich gerade nicht noch schnell nach München fahren kann, um mir ein paar Zimmerchen anzuschauen. Aber wir leben im 21. Jahrhundert, und da sollte es ja machbar sein, ein "Kennlerngespräch" per Skype zwischen Mieter und Vermieter zu führen. Vor allem, weil es sich nur um eine Zwischenmiete handelt. Und wieso zum Kuckuck denken die alle nur an sich? Ich als Ordentlichkeitspolizei in Person habe mehr Angst in irgendeinem Drecksladen zu landen, als ich das Zimmer ausraube. Aber ok, jeder denkt hierbei egoistisch.

Sollen die doch alle weiter nach einer Sommerromanze suchen - "Du solltest aufgeschlossen und offen sein für das Zusammenleben. Man kann ja schauen wie es sich so entwickelt." (Mittdreißiger Kerl, der ein Zimmer nur für eine Dame anbietet). Und die können auch weiter nach ihren Nackedei-Putzen suchen - "Du wohnt kostenlos mit mir und meinem Sohn, wenn du dich im Haushalt betätigst"(Alleinerziehender Vater, Ende Dreißig).
Alles klar, nichts für mich. Bevor ich solch ein Angebot annehme, campe ich lieber im Englischen Garten...


So, dann schau ich doch mal wieder im Internet nach neuen spannenden Inseraten und bin auf eure (Vor-)Praktikumserfahrungen gespannt!!
Erzählt mir doch bitte, was ihr schon verrücktes erlebt habt, oder was ihr einem verzweifelten Praktikanten empfehlen könnt.
 
6 Kommentare zu diesem Artikel
30.05.12, 12:17 Uhr #1 von heanz
kann dir da noch so 1-2 adressen in muc geben wo du fürs putzen wohnen darfst
31.05.12, 21:19 Uhr #2 von Chico
nun ich würde sagen: welcome to real life..!
31.05.12, 21:25 Uhr #3 von HavanaTom
Du Sexist
31.05.12, 21:35 Uhr #4 von Alvin
herzlichen glückwunsch zum nacktputzpraktikum
05.06.12, 15:01 Uhr #5 von Dite
Raucht er?
09.06.12, 15:25 Uhr #6 von Wiplash1984
"Aber wir leben im 21. Jahrhundert, und da sollte es ja machbar sein, ein "Kennlerngespräch" per Skype zwischen Mieter und Vermieter zu führen."
Du weisst schon, dass viele krim. Gruppen dir eine Besichtigung per Skype anbieten, obwohl es die Wohnung dann doch nicht zur Vermietung gibt? Und München ist eben ein Mietermarkt, ich würde es nicht anders machen als diese Vermieter und meinen Profit maximimieren.
Dieser Eintrag wurde 1 mal editiert, zuletzt 09.06.12, 15:25 Uhr
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