Artikel: Anspruchsvolles Kino aus Deutschland[ Film ]
25.04.2012  |   Klicks: 2845   |   Kommentare: 0   |   Autor: Lotta
Anspruchsvolles Kino aus Deutschland
Mit "Einer Wie Bruno" etabliert sich Ulmen als ernstzunehmender Charakterdarsteller
Endlich kann Christian Ulmen wieder in einer überzeugenden Hauptrolle glänzen (wir erinnern uns an "Herr Lehmann").
Dass er schauspielern kann hat er schon früher bewiesen, dass er wandlungsfähig ist, belegte er mit "Mein Neuer Freund". Jetzt zeigt er uns, dass er diese Wandelbarkeit auch in einer ernsten Rolle überzeugend darstellen kann.

Als behinderter alleinerziehender Vater einer 13jährigen Tochter schlägt sich Bruno mehr schlecht als recht durch den Alltag. In seinem Job als Einräumer im Supermarkt wird der geistig zurückgebliebene Bruno von den Kollegen gehänselt, für die Sozialarbeiterin muss er den strengen Vater mimen und dann kommt Tochter Radost (Lola Dockhorn) in die Pubertät.
Problematisch daran: eigentlich ist sie der erwachsene Part des Duos, der verantwortungsbewusst, ehrgeizig und aufopfernd zurücksteckt, um den beiden eine gewisse Normalität zu ermöglichen.
Kleider, Jungs und Schamgefühle passen hier nicht rein und so kommtes zum unvermeidbaren Crash. Um ihrem Schwarm endlich näher kommen zu können beschließt Radost mit auf Klassenfahrt zu gehen und ihren Vater zum ersten Mal alleine zu lassen - eine folgenreiche Entscheidung.


Ulmen und Dockhorn schaffen es, ein schwieriges Thema unterhaltsam und mit einem Augenzwinkern zu behandeln ohne ins Lächerliche abzudriften (lassen wir mal das Tiere raten außen vor). Als Zuschauer ist man weder peinlich berührt, noch fühlt man sich als Voyeur, was beim Thema "Behinderungen" leider sehr schnell passieren kann.
Hier leidet man vielmehr mit der überforderten Tochter, deren Lebensinhalt darin besteht, für den Vater zu sorgen und und die dabei vor allem eines nicht sein darf: Kind. Auf der anderen Seite tut einem Bruno leid, der seine Tochtr aus tiefstem Herzen liebt, sie aber oft nicht versteht und in seiner Abhängigkeit von ihr gefangen ist, obwohl er ihr eigentlich nicht zur Last fallen möchte.
Dieses Gefangensein in einer Rolle, die man sich selbst nicht ausgesucht hat und die man nicht einnehmen möchte, das Stoßen an die eigenen Grenzen und die Infragestellung des eigenen Lebensinhaltes sind teils bedrückend, teils erdrückend, aber immer ehrlich.

Und trotz allem verlässt man das Kino mit einem guten Gefühl. Denn erstens ist man geplättelt von Ulmens Können, zweitens hat man das Gefühl, etwas für sich mitnehmen zu können und drittens gibt es eine Botschaft: Unmögliches wird möglich mit einer gesunden Prise Humor, Toleranz und Verständnis.
 
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