Artikel: Kein Bock auf Carpe Diem | Beispielwelt - Deutschsprachige Musik aus der Region[ Musik ]
22.02.2010  |   Klicks: 5467   |   Kommentare: 0   |   Autor: Polterfarbend
Kein Bock auf Carpe Diem | Beispielwelt - Deutschsprachige Musik aus der Region
„Komm mir nicht mit Carpe Diem“ ist der Titel der unlängst erschienenen EP der jungen Band Beispielwelt. Die Truppe, die sich um Mastermind Stefan Ebert formiert hat, konnte bereits einige Siege auf regionalen Musikwettbewerben einheimsen und tischt mit der aktuellen EP eine bunte Mischung an frischem Indie-Pop-Rock mit deutschen Texten auf, in die es sich rein zu hören lohnt.
Beispielwelt – das sind junge talentierte Musiker aus der Metropolregion. Stefan Ebert, seines Zeichens Kopf der Truppe, schreibt und arrangiert die Songs, singt und spielt Gitarre. Zacharias Zschenderlein agiert an der zweiten Gitarre. Franziska Plückhan ist für die tiefen Töne am Bass sowie für weitere Vocals zuständig, Sebastian Braum bearbeitet das Schlagzeug. Markus Sotirianos steuert Geige, Mandoline, Gameboy und Keys bei. Eine weitere Sängerin und Streicherin haben Beispielwelt mit Julia Zinßer am Start.

Doch was ist eigentlich eine “Beispielwelt“? Stefan Ebert klärt auf: „Für mich bedeutet das, dass jeder Mensch in seiner eigenen Beispielwelt lebt, also eine eigene, subjektive Weltsicht hat. Dass die Welt, in der man lebt, nur eine Beispielwelt von vielen möglichen ist.“

Und in eine dieser möglichen Welten entführt uns die regionale Indie-Pop-Rock-Band mit ihrer aktuellen EP „Komm mir nicht mit Carpe Diem“. Es gestaltet sich schwierig, die Band in ein musikalisches Genre einzugrenzen. Selbst würde Stefan Ebert seine Musik so beschreiben: „Die Musik ist eine farbenfrohe Art von britisch geprägtem, tanzwütigem Gitarren-Sound, garniert mit Geigenlinien und allerlei Überraschungen irgendwo zwischen Kunst und Kinderzimmer.“ Na, dann ist doch jetzt wohl alles klar?

Doch mit Kategorien ist das in der Musik ja immer so eine Sache. Schubladen sind sowieso was für Scheuklappen-Träger. Solange die Musik stimmt, spielen Kategorien keine Rolle. Und das tut sie in diesem Fall. Denn der aktuelle Silberling von Beispielwelt besticht durch ein liebevolles musikalisches Arrangement sowie tragikomischen und ehrlichen Texten, die ins Herz gehen. Musikalische Vorbilder hat Mastermind Stefan Ebert dennoch vorzuweisen: „Großes Vorbild in der Gitarrenarbeit sind britische Indiebands wie die Arctic Monkeys.“ Ansonsten 60er Britpop, Disco-Musik. Und das hört und spürt man in den Beinen.

Bereits der erste Track der EP „Die Lieder, die uns heute auf die Nerven gehen, werden Morgen unsere Hymnen sein“ lässt auf Großes hoffen: Trompeten, Mandoline, zwei perfekt aufeinander abgestimmte Gitarren – dieser Song macht einfach gute Laune. Mit eingängigem Refrain und groovy Passagen absolutes Tanzflächenfutter!

Die insgesamt 6 Songs der EP sind sehr vielfältig und unterscheiden sich stark voneinander. Was den Songs gemeinsam ist, ist „die Herangehensweise, die Detailfreude, die Ehrlichkeit und auch der Willen, nicht immer den einfachsten und geradlinigsten Weg zu gehen“, so Ebert. Dabei soll „jeder Song eine Welt für sich sein, mit anderen Klangfarben. Es ist eine Platte, die sich nicht reduzieren lässt und auch nicht reduzieren lassen will“.

Das klingt schon mal sehr ambitioniert und anscheinend fährt die Band um Stefan Ebert damit nicht schlecht. Schließlich ist Beispielwelt schon als Gewinner des rheinland-pfälzischen Wettbewerb „Rockbuster“ (2008) und des baden-württembergischen Wettbewerb „Play Live“ (2009) hervorgegangen und durfte somit in den Genuss von Förderung gekommen.

Beispielwelt machen deutschsprachige Musik mit Tiefgang. Die Texte sind mal albern, mal eher ernsthaft – aber in jedem Fall immer authentisch, immer ehrlich. Und auch ein Augenzwinkern darf in keinem der Songs fehlen. Stefan Ebert greift für seine Textideen auf das „tägliche Leben und das, was es in ihm auslöst“ zurück. Die Texte sind somit nach eigenen Angaben zu 80% autobiographisch.

Nicht anders lässt sich die große Portion Individualität erklären, die „Komm mir nicht mir Carpe Diem“ in sich trägt. Dazu gebe man etwas Funk und etwas Groove, große Melodien, charmante Texte – et voilà: Fertig ist das durchaus hörbare Erstlingswerk von Beispielwelt.

Wer Lust auf mehr hat, kann „Komm mir nicht mit Carpe Diem“ auf der Website der Band http://www.myspace.com/beispielwelt für 5 € ordern.
 
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